Wenn ihr einen Hund in eure Familie zu integrieren möchtet, solltet ihr nach der Wahl der richtigen Rasse (oder der charakterlichen Eigenschaften, die euer zukünftiger Vierbeiner haben sollte) entscheiden, ob ein Welpe oder erwachsener Hund einzieht.
Eins vorweg: ja, Du findest wirklich jeden Rassehund im In- oder Ausland auch in erwachsen. Die Zeiten sind vorbei, in denen nur Promenadenmischungen im Tierheim landeten.
Auf die Frage, ob Welpe oder erwachsener Hund gibt es keine pauschale Antwort. Es kommt sehr stark auf die Bedürfnisse Deiner Familie an. Aber schauen wir uns doch gleich einmal an, welche Vor- und Nachteile beide Möglichkeiten mitbringen.
Hundewelpe pro und contra
Welpen sind in erster Linie eines: süße Hundebabies. Können die niedlichen kleinen Tollpatsche wirklich Nachteile haben? Ja können sie! Aber natürlich nicht nur.
Das spricht für einen Welpen:
- Du kannst Deinen Hund von Anfang an erziehen, so wie Du Dir das vorstellst
- Dein Hund bringt wenig Vorgeschichte mit und auch diese kannst Du sehr gut einschätzen, wenn Du Dir viel Zeit bei der Auswahl des richtigen Züchters nimmst
- Welpen sind wirklich unglaublich niedlich, tapsig und süß
- es gibt kaum etwas schöneres, als einen Hund aufwachsen zu sehen und ihn wirklich vom Kleinkindalter an zu begleiten
Das spricht gegen einen Welpen:
- Welpen sind in den seltensten Fällen stubenrein oder „house trained“, wie es im Englischen heißt, sprich: anfangs wird Dein Welpe in die Wohnung pinkeln, Du wirst Häufchen vom Teppich oder Parkettboden entfernen, unter Umständen fallen den spitzen Zähnen des Welpen Tischbeine, Socken oder Schuhe zum Opfer
- Bist Du der Erziehung nicht gewachsen, kann aus dem kleinen süßen Baby schnell ein Tyrann werden
- Welpen können NICHT allein bleiben, sie sind wie Babies, d.h. Du hast den Welpen immer bei Dir, wie funktioniert das im Büro, beim Ausgehen am Abend, bei Ausflügen, im Urlaub…?
- Welpen sind noch nicht sehr belastbar, bis Dein Retriever mit Dir joggen gehen kann, dauert es einige Monate
- Welpen schlafen viel und brauchen viel Ruhe, das ist angenehm für eine alleinstehende Person oder ein Pärchen, schon schwieriger bei einer Familie
Erwachsener Hund pro und contra
Das spricht für einen erwachsenen Hund:
- Dein Hund ist meistens schon „fertig“, also aus dem Flegelalter heraus und macht es Dir häufig viel leichter im Umgang als ein Welpe
- ältere Hunde sind genügsamer und haben weniger akute Bedürfnisse als Welpen
- je nach Vorprägung kann Dein erwachsener Hund häufig ganz gut allein bleiben oder lernt es schnell (bei meinem erwachsenen Zwergspitz brauchte es etwa 30 Minuten Training)
- ein Großteil der älteren Hunde sind stubenrein und fügen sich sehr gut in das bestehende Gefüge ein
- auch ein erwachsener Hund verändert sich mit der Zeit, klar, Du siehst ihn nicht aufwachsen, aber je nachdem, woher der Hund kommt, kannst Du massive Veränderungen an ihm feststellen (gesundes Fell, wachere Augen, Selbstvertrauen, Hund taut auf, legt Ängste ab…)
Das spricht gegen einen erwachsenen Hund:
- ein erwachsener Hund bringt meist schon „sein Päckchen“ mit, je nachdem, woher das Tier kommt, kannst Du nicht einschätzen, welcher Art seine bisherigen Erfahrungen waren (und vermuten willst Du das manchmal auch nicht)
- erwachsene Hunde haben gerne Macken, an denen Du mit ihnen arbeiten musst
- selbstverständlich können auch erwachsene Hunde Probleme mit dem Alleinbleiben haben
Letztenendes ist es eine Grundsatzentscheidung. Es gibt Menschen, die sich nicht vorstellen können, einen „vorbelasteten“ Hund aufzunehmen. Und dann gibt es die, die sich nicht zutrauen, einen Welpen zu erziehen oder froh sind, sich nicht mit der anstrengenden Flegelphase herumärgern zu müssen.
Wie auch immer Du Dich entscheidest: bleib offen für den richtigen Hund, der in Dein Leben tritt, auch wenn er nicht ganz genau den Vorstellungen entspricht, die Du von Deinem „perfekten“ Vierbeiner hattest.
Eine kleine Anekdote zum Schluss:
Die Familie einer meiner Freundinnen wollte einen Hund adoptieren. Die drei Teenager schleppten ihre Eltern in ein Tierheim. Vorab hatten sie sich schon einen hübschen Hund mit seidigem Fell und wachen Augen ausgesucht, der es werden sollte.
Im Freilauf schreckte dieser hübsche Hund immer wieder zurück und vermied Kontakt mit der Familie. Ein anderer Rüde, ein eher nichtssagender Schäferhundmischling, den sie auf der Website übersehen hatten, saß inmitten der Kinder, ließ sich kraulen und wich ihnen nicht mehr von der Seite. Natürlich wurde es nicht der hübsche, sondern der unscheinbare Schäferhundmischling. Bis zu seinem Tod im Alter von 15 Jahren war er DER perfekte Hund für sie.
In diesem Sinne: lass Dich überraschen und sei Dir gewiss, dass manchmal Dein Hund Dich aussuchen wird und nicht anders herum!