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Noch bevor nach einer spezifischen Hunderasse gesucht wird, ist der Hundetyp, der eine Hunderasse zugeordnet ist, entscheidend.
Denn ein Rhodesian Ridgeback mag an der Leine hübsch aussehen, ein Magyar Viszla gerade so groß sein, dass er noch in einer Stadtwohnung Platz hat – wenn allerdings der Hundetyp und der gewünschte Verwendungszweck des Hundes nicht zusammenpassen, haben weder Sie noch Ihr Liebling Freude am anderen.
Einordnung nach Verwendungszweck des Hundes
Grob werden Hunde in folgende Hundetypen eingeteilt:
- Hirtenhunde – unterteilt noch einmal in Hütehunde (bekannte Vertreter sind Collies und Australian Shepherds), Treibhunde (Sennenhunde) und Herdenschutzhunde (Kangal, Owtscharka)
- Hofhunde und Wachhunde, wie beispielsweise Hovawarts und der Spitz
- Stallhunde, Pinscher oder Yorkshire Terrier etwa, die früher Haus und Hof von Ungetier freihielten
- Gesellschafts- und Begleithunde (Papillon, Mops, Chihuahua)
- Jagdhunde – die wiederum nach ihrem Spezialgebiet in Vorstehhunde (Weimaraner), Stöberhunde (Cocker Spaniel), Schweißhunde (Bayerischer Gebirgsschweißhund), Retriever (Labrador), Bracken , Laufhunde (Beagle), Erdhunde (Jack Russell Terrier, Dackel) und Saupacker (Deutsche Dogge) eingeteilt
Welche Rolle spielt der Verwendungszweck für die richtige Hunderasse?
Diese Einteilung sollten Sie sich gut vor Augen halten, bei der Auswahl Ihres zukünftigen Familienmitglieds.
Denn wie bereits oben erwähnt, ist ein Rhodesian Ridgeback beispielsweise in seiner Heimat als Jagdhund für die Löwenjagd oder als Wachhund verwendet. Sicherlich gibt es auch sehr freundliche, „haustaugliche“ Exemplare, aber einen klassischen Familienhund sollten Sie nicht erwarten.
Hunderassen, die häufiger an Herzerkrankungen leiden wie der Irische Setter in der Hoffnung anzuschaffen, einen Joggingpartner zu haben, führt genauso zu Enttäuschungen wie der als Schoßhund propagierte Yorkshire Terrier, der als unerschrockener Rattenfänger kaum etwas schlimmer findet, als sich untätig kuscheln zu lassen.
Der ausgewachsene Akita Inu, der als Welpe aussah wie ein Eisbär, als erwachsener Hund aber genau das Gegenteil von unterwürfig ist, leider nicht an der U-Bahn-Station auf Sie wartet wie der Hund im Film, sondern sich an der Leine anderen Hunden gegenüber aggressiv verhält.
Und sind sie berufstätig und wollen Ihren Vierbeiner mit ins Büro nehmen, wo er mittags eine halbe Stunde Auslauf erhält, ist ein Australian Shepherd, ein Arbeitshund, die schlechtere Wahl als ein Kleinspitz, der am Wochenende mit Ihnen auf Berge steigt, aber unter der Woche in seinem Körbchen döst, bis sie ihn ausführen oder kraulen.
Wählen Sie Ihren Hund auf keinen Fall anhand seiner Rassevertreter aus! Jeder Hund ist ein Individuum.
Folgende Fragen sollten Sie ehrlich beantworten, bevor Sie das Rassenregister wälzen:
Fragen zum Hund:
- Wie groß sollte mein zukünftiger Hund sein?
- Welches Temperament sollte der Hund haben?
- Wie soll das Fell beschaffen sein?
- Soll der Hund für Hundesport oder als Sportbegleiter geeignet sein?
- Wie wachsam soll der Hund sein?
- Wie eigenständig oder anhänglich soll er sein?
- Soll es sich um einen Jagdhund handeln?
Fragen zu Ihnen:
- Wo wohnen Sie?
- Gibt es viele Auslaufmöglichkeiten in Ihrer Nähe?
- Haben Sie einen Garten?
- Wie viel Zeit haben Sie täglich für den Hund für Gassigehen und geistige Beschäftigung?
- Sind Sie bereit, mit dem Hund eine Hundeschule zu besuchen?
- Haben Sie Kinder?
- Wie lange ist der Hund täglich allein?
- Was passiert mit dem Hund, wenn Sie in den Urlaub fahren?
Achtung Qualzuchten!
Leider sind viele Hunderassen im Laufe der Jahre völlig überzüchtet worden. Dabei gibt es zwei Gründe, aus denen sich Qualzuchten entwickeln können.
Entweder wird immer schneller immer mehr Nachwuchs produziert, da die Hunderasse gerade so in Mode ist, dass Nachschub benötigt wird. Hier wird auf die Anlagen der Eltern durch unseriöse Züchter keine Rücksicht mehr genommen, sondern sogar bis hin zu Vater und Tochter alles verpaart, was nicht bei 3 auf dem Baum ist.
Aktuell ist dieses Vorgehen häufig bei Australian Shepherds oder Doodles zu beobachten.
Der zweite Grund ist, dass die Hunde wünschenswerte Merkmale haben, die bei beiden Elternteilen vorkommen. Diese Merkmale werden so ausgeprägt gezüchtet, bis sie Probleme bereiten und/ oder auf die Veranlagungen der Eltern ebenfalls keine Rücksicht mehr genommen wird.
Kurznasige Französische Bulldoggen, viel zu faltige Shar Peis, Mini-Ausgaben größerer Rassen sind hier „gute“ Beispiele.
- Dalmatiner, die in Mode waren als der Disneyfilm 101 Dalmatiner die Kinocharts beherrschte. Das Ergebnis waren unzählige taube Hunde, weil immer mehr Hunde mit immer weniger und perfekteren Punkten gezüchtet wurden.
- Chihuahuas und andere Toy- oder Teacup-Rassen, großes Vorbild für viele war Paris Hilton, die eine ganze Armada an Minihunden ihr eigen nennt, viele dieser krankhaft kleinen Hunde sind kaum lebensfähig.
- Labrador Retriever, die dank Marley & Me scharenweise in Haushalte Einzug hielten, völlig unabhängig davon, dass es sich beim Labrador um einen Jagdhund (Apportierhund) handelt.
- Der Mops, der inzwischen einer Vielzahl von angeborenen Defekten leidet, angefangen bei den Glubschaugen, über die Keilwirbel bis hin zur Atemnot
- Cavalier King Charles Spaniel, die immer häufiger zu Herzklappenproblemen und Syringomyelie neigen, einer Erkrankung des Gehirns und Rückenmarks, bei der im Schädel nicht ausreichend Platz für das sich entwickelnde Gehirn ist und die Hunde elendig zugrunde gehen.
Übrigens: Lassen Sie sich nicht lumpen! Ein „Mini Rassehund“, der Sie in der Anschaffung zwischen 800 und 1500€ kostet, ist nichts anderes, als ein teuerbezahlter Mischling. Denn oft wird hier ein großer Rasse-Elternteil mit einer anderen, kleineren Rasse gekreuzt, in der Hoffnung, dass die Welpen zwar das gewünschte Aussehen des großen Elternteils erbt, aber die Größe des kleinen.
Und: Ein kleiner(er) Hund bedeutet nicht automatisch weniger Arbeit. Auch hier handelt es sich immer noch um einen richtigen Hund, mit allen Bedürfnissen, die auch ein großer Hund mitbringt.
Lassen Sie sich nicht von „süßen“ Welpen oder Ihrem Mitleid blenden, sehen Sie sich die Elternteile an, belesen Sie sich: Ihr Hund wird für durchschnittlich 8 – 16 Jahre Teil Ihrer Familie sein. Nehmen Sie sich die Zeit, den richtigen auszuwählen!